Willkommen in Jerewan
Unsere Schüler:innen besuchen Armenien (15.04.-22.04.24)
Nachdem wir im März unsere armenischen Austauschschüler:innen in Köln in Empfang nahmen, machten wir uns nun selber auf den Weg nach Armenien.
Nachdem wir am Morgen des 15. April vom Flughafen Düsseldorf per Direktflug nach Jerewan aufgebrochen waren, wurden wir abends sehr herzlich am Flughafen in Jerewan von unseren armenischen Gastschüler:innen empfangen.
Der Montag stand dann zur Eingewöhnung in den Gastfamilien zur Verfügung.
Am Dienstag begann der Tag mit interaktivem Unterricht zum Thema Interkultureller Dialog: „Deutschland-Armenien“.
Wir wurden mit einem traditionellen armenischen Tanz empfangen. Dieser beinhaltete auch Elemente des Balletts und löste große Begeisterung aus.
Darüber hinaus wurden wir über armenische Traditionen und Gerichte aufgeklärt. Für die Schüler:innen fand zusätzlich eine Teeverkostung im Klassenraum statt.
Nach einer kleinen Mittagspause wurden wir über das Wochenprogramm aufgeklärt.
Im Anschluss fuhren wir gemeinsam zum großen Genozidkomplex zum Gedenken an die Opfer des Völkermordes. Dort wurde ein sehr interessanter Rundgang durch das Genozid-Museum organisiert. Darüber hinaus erhielten wir die Gelegenheit, an der „ewigen Flamme“ des Genozidmuseums Blumen niederzulegen. Dieser Ort des Gedenkens, der sehr stimmungsvoll von Musik des armenischen Komponisten Komitas in Szene gesetzt ist, war für alle sehr bewegend.
Im Anschluss an den Museumsrundgang fand der erste Teil unserer Projektarbeit statt. Dabei kamen die Schüler:innen mit den Biographien einzelner armenischer Intellektueller und Musiker (z. B. Komitas, Charles Aznavour usw.) in Kontakt und analysierten und erarbeiten gemeinsame Leitideen unter einer gemeinsamen Fragestellung.
Am Mittwoch startete der Tag für uns alle in dem neugebauten Schulgebäude der Heratsi Oberschule. Hier hatten wir die einmalige Chance, an einer Baumpflanzung teilzunehmen. Alle deutschen Gastschüler:innen durften ihren eigenen Baum zusammen mit ihren armenischen Austauschschüler:innen pflanzen. Auch wurde durch die Schulleitungen ein Baum gepflanzt.
Im Anschluss erhielten wir die Möglichket das Historische&Archäologische Museum des Erebuni-Komplexes zu besichtigen. Hier wurden viele faszinierende Ausgrabungsstücke präsentiert. Dazu zählten herrschaftliche Helme, Schilde und Schwerter, aber auch gewöhnliche Alltagsgegenstände, wie Vasen, Töpfe und Besteck, die von einer reichhaltigen Vergangenheit Jerewans zeugen und belegen, dass die Stadt bereits seit dem 8. Jahrhundert v. Chr., also bereits vor der Gründung Roms, existierte.
Im Anschluss an den Durchgang im Museum fand der zweite Teil unserer Projektarbeit statt. Dabei fassten die Schüler:innen ihre aus den Biographien gesammelten Informationen auf Erinnerungskarten zusammen und versuchten diese mit vielen kreativen Ideen zu verschönern.
Am Donnerstag reisten wir dann gemeinsam in die nur wenige Kilometer entfernte Stadt Etschmiatsin. In dieser Stadt liegt der Wohnsitz des Katholikos von Armenien (armenischer Papst). In Armenien ist eine ganz alte Form des Christentums, nämlich die armenisch-apostolische Konfession vorherrschend. Der Katholikos ist das geistige Oberhaupt der armenisch-apostolischen Konfession.
Die Schüler:innen erhielten hier viele Einblicke in die religiösen Praktiken. Unter anderem konnten wir das Segnungsgefäß des Taufwassers für ganz Armenien bestaunen. Auch war es eine interreligiöse Erfahrung für die Schülerinnen, dass weibliche Christinnen während des Betretens einer armenisch-apostolischen Kirche ein Kopftuch tragen.
Auch die berühmten armenischen Ecksteine (sog. Chatschkar), die ihre ganz eigenständige Ornamentik aufweisen und aus dem aus Armenien stammenden roten Stein, dem Tuffstein, gemeißelt sind, verfehlten ihre Wirkung bei den Schüler:innen nicht.
Im Anschluss besichtigten wir die Überreste des Zvartnotstempels, einem alten hellenistisch-römischen Tempel. Er wurde teilweise restauriert und zusätzlich in einem kleinen Museum im Modell präsentiert.
Am Freitag besichtigten wir das Komitasmuseum. Komitas (1869-1935) war ein sehr einflussreicher armenischer Intellektueller, der Mönch, Komponist und Schriftsteller zugleich war. Auch er erlebte den armenischen Genozid hautnah und starb später höchstwahrscheinlich an den psychischen Folgen des Geschehens. Seine Musik wird unter anderem im Genozidmuseum gespielt.
Am Samstag unternahmen wir eine längere Reise ins armenische Gebirge. Da Armenien im Kaukasusgebirge gelegen ist, liegt auch Jerewan am Rande einer bereits sehr hohen Gebirgslandschaft. Schnell waren wir auf 1500 Meter über dem Meeresspiegel.
Das Geghardkloster (ca. 1900m über dem Meeresspiegel) und der Tempel von Garni liegen dort sehr eng beieinander und zeugen von einer langen religiösen, sowohl polytheistischen als auch monotheistischen, Tradition.
Das Geghardkloster hat deshalb besondere Bedeutung, da dieses hier von Gregor dem Erleuchter, dem Apostel Armeniens, gegründet wurde. Auch hatten wir hier die einmalige Möglichkeit zu Singen, da das Kloster über ein sogenanntes Gawit, also eine quadratisch gestaltete Vorhalle mit nach oben geöffneter Kuppel verfügt, die eine unglaubliche Akustik beschert. So stimmten sowohl die deutschen als auch die armenischen Schüler:innen kurzerhand einige kirchliche Lieder an.
Am Tempel von Garni wurden wir dann von einer Reiseleiterin in Empfang genommen, die uns von der reichhaltigen Kultur des Ortes berichtete. Vor allem sind die architektonischen Besonderheiten des einzigen östlich von Griechenland erhalten gebliebenen hellenistischen Tempels hervorzuheben. Der Tempel ist durch eine Melange von hellenistisch-römischen und vorderasiatischen Elementen geprägt. Besonders interessant ist, dass die Säulen symbolisch auf den Schultern der Giganten liegen und im Tempel die armenische Abwandlung des Zeus über die Welt herrscht. Somit lässt sich der Einfluss des griechisch-hellenistischen Kulturraums zweifelsfrei belegen.
Der Sonntag stand den Gastschüler:innen zur freien Verfügung.
Am Montag fand die Abschlussfeier an der Heratsi Oberschule mit einem eigens dafür gebackenen Kuchen statt.
Im Anschluss ging es dann zum Flughafen. Der Abschied viel beiden Seiten nicht leicht. Eine sehr intensive Woche mit vielen Eindrücken lag sichtlich hinter allen Schüler:innen. Es sind Freundschaften entstanden und Verständnis füreinander ist gewachsen.
Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Austausch mit unseren Freund:innen in Armenien.